Aus der Geschichte unserer Verkehrswacht
Friedrich Steffen, der ehemalige Stadtkämmerer der Stadt Wanne-Eickel hielt am 5. Juni 1993 zum 40. Bestehen eine Festrede. Aus dieser sind die folgenden geschichtlichen Informationen.
Am 4. Dezember 1952 fand auf Initiative der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr in der Gaststätte Kumpmann die erste Zusammenkunft zur Gründung der Verkehrswacht Wanne-Eickel e. V. statt. Der Hafendirektor Erich Krome war Vorsitzender, Karl Heinz Werner sein Stellvertreter, Dr. Hans Schaaf Schatzmeister und Paul Feryn Schriftführer. Das Ziel der neugegründeten Verkehrswacht war, „zu einer geordneten und sicheren Abwicklung des Verkehrs auf der Straße beizutragen“. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 8. Januar 1953.
In mühsamer Kleinarbeit gelang es mehr und mehr Bürger, Organisationen und Unternehmen aller Art und unterschiedlicher Größe für die Tätigkeit der Verkehrswacht zu interessieren. Auf diese Weise wurde eine fortdauernde finanzielle Grundlage für künftiges Wirken geschaffen.
Mit dem 10. März 1959 übernahm Berufsschuldirektor Franz Stallknecht durch Beschluss der Jahreshauptversammlung den Vorsitz, die Stellvertretung Hans Reuter und die Geschäftsführung Herbert Berg am 13. August 1959 gefolgt von Georg Schneider. Mit Wirkung vom 31. März 1960 wurde Hanskarl Wegner zum 2. Vorsitzenden gewählt. Die erfolgreiche mehr als 10jährige Tätigkeit von Franz Stallknecht würdigte die Verkehrswacht bei seinem Ausscheiden mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.
Am 27. Mai 1969 wählte die Jahreshauptversammlung mich einstimmig zum 1.Vorsitzenden, 1982 übernahm Werner Kleiber die Kassengeschäfte, Karl-Heinz Seebach wurde Geschäftsführer, dessen Aufgaben 1987 Werner Kleiber zusätzlich zufielen. Am 19.03.1985 wurde Theo Feldmann zum 1. Vorsitzenden gewählt, meine 16jährige Tätigkeit in diesem Amt schloss mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden ab. Das vor 40 Jahren gesetzte Ziel der Verkehrswacht Wanne-Eickel ist heute so vorrangig geworden wie keiner der Gründer es sich damals hat vorstellen können; die Aufgabe selbst hat menschliche, politische und wirtschaftliche Gesichtspunkte angesichts der Tatsache, dass in absehbarer Zeit 40 Millionen Kraftfahrzeuge auf den Straßen der Bundesrepublik Deutschland rollen, dass statistisch auf jeden zweiten Bundesbürger ein Auto entfällt und jeder siebente direkt oder indirekt von der Autoindustrie lebt. Das Kraftfahrzeug bestimmt weitgehend Gesicht und Rhythmus unserer Städte.
Das alles fordert aber auch einen schrecklichen Preis: Tausende von Menschen sterben Jahr für Jahr auf unseren Straßen, Hunderttausende werden verletzt, viele bleiben für ihr Leben behindert. Für uns mag es nur ein schwacher Trost sein, wenn unser Vorsitzender Feldmann 1992 festgestellt hat, dass Herne die verkehrssicherste Stadt Deutschlands ist.
Gewiss, es gibt kein Allheilmittel gegen den Straßentod. Das sollte uns aber nicht veranlassen, uns mit diesem Zustand abzufinden, zumal wir wissen, dass in den meisten Fällen nicht die Technik, sondern der Mensch versagt, der seine Möglichkeiten überschätzt, und die jeden Verkehrsteilnehmer umlauernden Gefahren unterschätzt. Wir sind eine von humanen Grundsätzen geleitete Gesellschaft, das bedeutet, dass der Mensch, sein Recht auf Leben und seine Gesundheit oberste Richtschnur für alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entscheidungen sein muss.
Wenn ich aus der Fülle, der in vier Jahrzehnten geleisteten örtlichen Aktivitäten nur einige nenne, dann sollen sie beispielhaft für unser Wirken neben dem täglichen Selbstverständlichen stehen. Wir denken an unsere vielfältigen Hilfen für Schulanfänger in den fünfziger Jahren, an die herausragenden Verkehrswettbewerbe in den Schulen 1961 und 1974, an die Verkehrssicherheitslotterie 1963 an die Großaktion „Sicher fahren – sicher sparen“ unter Mitwirkung der Stadtsparkasse Wanne-Eickel 1968, an unsere von der Polizei lebhaft unterstützten Vorträge und Lichtbildervorführungen anlässlich der Einführung der neuen Straßenverkehrsordnung 1971, an die verkehrskundlichen Fahrten für unsere älteren Mitbürger und unsere Kurse „Erste Hilfe am Wagen“. Wir denken an die jährlichen Programme „Kind und Verkehr“ mit allein 1.280 Teilnehmern in den letzten 8 Jahren, an die Veranstaltungen zum Thema „Ältere Menschen als Fußgänger“ mit 4.430 Besuchern in den vergangenen 6 Jahren, an die vielen tausend Radfahrprüfungen für Kinder, an die Seniorennachmittage im Rahmen der Cranger Kirmes seit 1986 mit jeweils rund 2.000 älteren Mitbürgern I an die Sicherheitstrainingsveranstaltungen seit 1990 mit 332 Teilnehmern und nicht zuletzt an die zahlreichen Kindergärten- und Grundschulveranstaltungen mit Zuckowski und Rosin sie zählten auch rund 60.00 Besucher insgesamt.
Nicht ohne Stolz erwähnen wir bei dieser Gelegenheit aber auch, dass wir von 1953 bis 1993 genau 995 Ehrungen für verdiente Kraftfahrer, die zwischen 10 und 50 Jahren unfallfrei gefahren waren, vornehmen durften.
So bleibt mir anschließend ein herzliches Dankeschön allen denen zu sagen, die uns im Verlauf von vier Jahrzehnten bei unserer Tätigkeit unterstützt haben: dem Beirat des Vorstandes, dem Straßenverkehrsamt, der Polizei, dem Tiefbauamt, der Schulverwaltung, der Ortspresse, der Landesverkehrswacht und nicht nur am Rande denen, die uns finanziell gefördert haben, ich meine unsere Mitglieder, den Rat der Stadt, das hiesige Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft Bochum. 40 Jahre Verkehrswacht Wanne-Eickel wären an sich Anlass genug, eine Rückschau im großen festlichen Rahmen zu halten. Der Vorstand hat sich entschlossen, darauf zu verzichten und stattdessen die dafür anfallenden Finanzmittel sinnvoller zu verwenden, nämlich für die zukünftigen weitgesteckten Aufgaben.